Ästhetik oder Sicherheit?

Wenn es um Dressursport geht, ist Ästhetik ein entscheidender Faktor: Die Bewegungen des Pferdes, die Haltung des Reiters und natürlich das Aussehen. Alles miteinander kombiniert ergibt eine besonders schöne Komposition, die vorallem durch die traditionelle Kleidung des Reiters geprägt wird – und die sich nun durch neue Regularien ändern soll. 

Dressur Helmpflicht: 2021 ohne Zylinder

Seit dem 1. Januar 2021 ist nach langjährigen Diskussionen die Helmpflicht im Dressursport in Kraft getreten. Der Weltreiterverband (FEI) schreibt seit Anfang des Jahres 2021 in allen Reitsportdisziplinen einen Helm als Kopfbedeckung vor. Grund dafür ist natürlich die Sicherheit, die auch beim Pferdesport nicht zu kurz kommen darf. Dennoch trauern so manche Dressurreiter dem klassischen Zylinder nach.

Helmpflicht für Dressurreiter – ein umstrittenes Thema

Bisher konnten wir auf den Dressurveranstaltungen die edlen Zylinder auf den Köpfen bewundern. Damit ist nun Schluss. Denn sobald die Dressur-Turniere nach den Pandemie-Einschränkungen wieder losgehen, bleiben die Dressur-Zylinder zu Hause. Grund dafür ist, dass der Weltreiterverband nun lieber Helme statt Zylinder auf den Köpfen der Reiter sehen will.

Allerdings gefällt das nicht jedem Dressurreiter, auch wenn Helme sicherlich für erhöhte Sicherheit beim Reitsport sorgen. Einige der Zylinder-Verfechter argumentieren, dass es beim Dressurreiten nicht „nur“ um das Reiten gehe, sondern eben auch um die lang gepflegte Ästhetik in diesem Bereich. Und da macht sich ein Zylinder natürlich wesentlich besser.

Trotz all dem müssen die Teilnehmer der nationalen und internationalen Dressurprüfungen seit Beginn des Jahres 2021 nun auf ihren Zylinder verzichten und zum sicheren Helm greifen. Denn die neue Vorschrift des Weltreiterverbands hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) so in die Tat umgesetzt. Bisher galt, dass Volljährige Reiter selbst entscheiden können, mit welcher Kopfbedeckung – Zylinder oder Reitkappe – sie zum Turnier antreten möchten.

Eine Petition gegen die Helmpflicht

Vor allem die sechsmalige Olympiasiegerin Isabell Werth und einige ihrer Reiterkollegen sind mit der Entscheidung des Weltreiterverbands nicht einverstanden. Entsprechend reichten sie eine Petition gegen den Weltreiterverband ein. Wie das Inkrafttreten der neuen Regelung zeigt, war die Petition nicht zwangsläufig erfolgreich.

In der Petition heißt es: „Wir glauben, dass es das Recht jedes einzelnen Reiters ist, zwischen der Verwendung eines Zylinderhutes oder einer schützenden Kopfbedeckung zu wählen. Dieses Recht kann nicht widerrufen werden.“

https://eqwo.net/petition-fordert-dressurreiter-wollen-den-zylinder/dressur/news_/

Ein häufig angebrachtes Argument gegen die Helmpflicht ist, dass nachweislich schwere Unfälle im Bereich Dressurreiten fehlen, so Werth. „Uns geht es darum, als erwachsener und erfahrener Dressurreiter die Wahlfreiheit zu haben.“

https://www.westfalen-blatt.de/Lokalsport/Kreis-Minden-Luebbecke/Luebbecke/4369354-Reitsport-Neu-eingefuehrte-Helmpflicht-in-der-Dressur-loest-auch-bei-Aushaengeschildern-im-Muehlenkreis-Diskussionen-aus-Zylinder-Verbot-sorgt-fuer-Zuendstoff

Was spricht für die Reitkappe beim Dressurreiten?

Nun hat sich der Weltreiterverband gegen die Wahlfreiheit und für die Sicherheit entschieden. Und damit ist auch schon das wichtigste Argument für die Reiterkappe angeführt: Die Sicherheit.

Zwar handelt es sich beim Dressurreiten nicht um einen Hochrisikosport, dennoch kann durch das Tragen eines Reiterhelms eine folgenschwere Verletzung verhindert werden. Und ideal ist es, wenn es durch die neue Regelung gar nicht erst dazu kommt, dass ein Reiter beim Dressurturnier schwerwiegende Verletzungen davonträgt. Entsprechend müssen wir uns jetzt an die Kombination „Frack und Reitkappe“ gewöhnen und den Zylinder als Teil der Dressur-Vergangenheit betrachten. Und die Hersteller liefern entsprechend – mittlerweile gibt es ausgesprochen ansprechende Modelle, die auch zum Frack passen und keinen Stilbruch mehr darstellen.

Und wenn wir es ganz genau nehmen, schreibt der FEI nicht das Tragen einer Reitkappe vor, sondern die eines Sicherheitskopfschutzes. Zwar ist der Markt in Bezug auf Zylinder, die die Europäische EN-Norm für Reiterhelme erfüllen, sehr dürftig, doch könnte sich das mit zunehmender Nachfrage auch ändern.

https://www.pferderevue.at/aktuelles/sonstiges/2020/10/helmpflicht-ab-2021--dressurreiter-wollen-weiter-mit-zylinder-re.html

Nadine Husenbeth (RV Sottrum) findet die Einführung der Helmpflicht völlig in Ordnung. „Wir haben als Dressurreiter auch eine Vorbildfunktion. Zudem geht die Sicherheit auch in dieser Sportart über alles. In den Jungpferdeprüfungen ist eine Kappe schon lange Pflicht und kein Problem. Außerdem sind die heutigen Helme so bequem und so cool, dass ich voll hinter dieser neuen Sache stehe.“

https://www.kreiszeitung.de/sport/lokalsport/kreis-verden/dressur-die-beerdigung-des-zylinders-90168294.html

Adieu, Zylinder– Willkommen, Helmpflicht

Die Helmpflicht ist nun beschlossene Sache und somit müssen sich die Zylinder-Enthusiasten an den neuen Look bei den Dressurturnieren gewöhnen. Spannend wird es, wie sich diese Entscheidung auf die Bereiche Voltigieren und Westernreiten auswirkt.